Villa Heike & Other Stories — Vergessen und gefunden

Exhibition review by Constanze Suhr, tip Berlin



Mit der Ausstellung „Villa Heike and other Stories“ wird ein geschichtsträchtiges Haus wiederbelebt.

Ein Schlüssel ohne dazugehöriges Schloss ist wertlos. Den nicht mehr benötigten Wachmann über zugesperrte Räume hat Sonya Schönberger aus mehreren Hundert Schlüsseln einer ehemaligen NVA-Kaserne als Skulptur in die Villa Heike gestellt („Dismissed“). Das dreistöckige Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Stasigefängnis diente dem Ingenieur Richard Heike, der 1903 seine Fabrik für Fleischereimaschinen gegründet hatte, als Verwaltungs- und Wohnhaus. Nach 1951 von der Stasi genutzt, stand das Haus nach der Wende 25 Jahre leer. Bis eine Gruppe von KünstlerInnen und ArchitektInnen es 2016 kaufte. Der alte Geist der Gemäuer wurde durch weiße Wände und Farbgeruch vertrieben, nur noch ein Hauch von Ahnung zur Historie schwebt in den Räumen. Die Frage nach dem Einfluss von Geschichte auf bestimmte Orte und die Art und Weise, wie sie erzählt wird, war das Thema der Ausstellung. Viele der geladenen 15 KünstlerInnen arbeiten mit gefundenem Material. Wie können Geschichten besser spürbar werden als durch Fundstücke?

 

Vanessa Henns Objekte stammen aus der Villa Heike selbst, die als Kunststück wieder in die alte Heimstatt einzogen. Christof Zwiener schleppte einen alten DDR-Fahnenmast in sein Atelier und brachte ihn transformiert in den Ausstellungsraum. „Off the map“, heißt das Fotoarchiv von Pierre Granoux mit Fotos aus Berlin und Frankreich von Ladenfenstern mit dem Namenszug „GAP“. BesucherInnen können die gerahmten Fotos aus dem Regal nehmen und sich ein Bild von einer Stadt machen, die so nicht existiert. „Es ist off the map, nirgendwo“, sagt der Künstler und Kurator und dachte dabei auch an dieses ehemalige Sperrgebiet in Hohenschönhausen, das 40 Jahre lang ein weißer Fleck auf dem Ostberliner Stadtplan war.

 

Constanze Suhr


 


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Bild (v.l.n.r.): Sophia Pompéry, Manfred Pernice, Christof Zwiener © Paula G. Vidal

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