Aline Schwörer

Torsion [von spätlatein. torsio = Drehung]: (Ver-) Drehung eines Organs Die Abschlussarbeit zeigt eine komplexe, raumgreifende Situation, in der sich unterschiedliche Lebensformen miteinander verschränken und zu einem eigenständigen Ökosystem formieren. Dieses besteht aus Objekten, deren Gestalt der Natur entlehnt wurden. Die hybriden Geschöpfe suggerieren eine Lebendigkeit in der Fauna und Flora ineinander übergehen. Ähnlich wie in der Biologie, gibt es in diesem Habitat eine eigenen Systematik in der nicht zwischen Tier und Pflanze unterschieden wird, sondern zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, wobei es auch hier Übergangsformen gibt. Dieser uneindeutige, ambivalente Charakter führt sich auch in der Materialwahl wieder: technische Stoffe wie Beton und Stahl, Synthetisches wie Plastik und Gummi, stehen Bioplastik und Agar Agar gegenüber. Die Materialien lassen eine Metamorphose zwischen Artifiziellem und Natürlichem erkennen – die Frage, in welche Richtung diese jedoch abläuft, bleibt dabei den Betrachtenden überlassen. Es ist ein Spiel mit der Zeitachse, mit Lebendigkeit und Zerfall. Dabei lädt jedes einzelne der Objekte dazu ein, in eine kindliche Neugier und Faszination zu verfallen, indem sie mal weich und knautschig sind, im Dunkeln leuchten oder Wasser aus ihnen heraus sickert. Sie provozieren geradezu eine taktile Auseinandersetzung und lassen so die Betrachtenden selbst zum Erforscher dieses zukunftsvisionären Biotops werden. Regelmäßigen Nachrichten über Klima- und Umweltkatastrophen kippen das Biotop jedoch in ein After-society-Szenario. Eine Dystopie also, die durch ihre Nähe zur Realität besonders beklemmend wirkt. Das Biotop wird zum Sinnbild aktueller Debatten wie Genmanipulation, Klimakrise und Umwelt- verschmutzung und stellen so die Frage nach dem was da noch kommt.

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